Mehrgeschossiges Bauen in Holzsystembauweise

Stadt und Land verändern sich

Der Ausdehnungsprozess unserer Städte verlangsamt sich. Zu beobachten ist das schwindende Interesse am „Häuschen im Grünen“ und damit verbunden eine Wiederentdeckung urbaner Wohn- und Arbeitsformen. Wer auf gemeinschaftliches Leben, kulturelle Vielfalt, ein breites Bildungsangebot und gute medizinische Betreuung nicht verzichten möchte, zieht in die Stadt.

Mehrgeschossiger Wohnungsbau
Bei Investoren, privaten Anlegern und Bewohnern führt die Wiederentdeckung der Stadt als attraktivem Lebensraum zu einer Renaissance des Mehrfamilienhauses. Es bietet handfeste Vorteile gegenüberEinzelhäusern: die Grundstückskosten sowie der Aufwand für Planung und Bau sind niedriger. Für Eigentümer sind die stabilen Mieteinnahmen der Immobilien besonders attraktiv.

Ein weiterer Trend und eine Variante dieses Gebäudetypus ist die Errichtung von Mehrgenerationenhäusern, für deren Förderung das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ein spezielles Aktionsprogramm aufgelegt hat.

Steilvorlage für Holz
Der Holzbau ist keine Randerscheinung mehr, sondern mitten in der Gesellschaft angekommen.

Holz erfährt heute elementaren Zuspruch, da er als einer der mengenmäßig wichtigsten nachwachsenden Rohstoffe für nachhaltiges Baumaterial gilt. Holz hat das Zeug zum Paradigma dieser Zeit: angemessen, sinnvoll, pragmatisch, ökologisch.

Diese Nachfrage spürten auch Verantwortliche kommunaler Bauabteilungen, der Wohnungswirtschaft oder von Handel und Gewerbe.

Sie erkennen, dass Holz als nachwachsender Rohstoff einen wichtigen Beitrag für Klimaschutz und Lebensqualität leistet und prüfen daher für ihre Bauaufgaben immer öfter die ‚Option Holz‘.

Infolge einer veränderten Baugesetzgebung und neuartiger Entwicklungen im Systembau bleibt die Holzbauweise nicht mehr auf Ein- oder Zweifamilienhäuser beschränkt, sondern etabliert sich in größeren Dimensionen im urbanen Raum.

Je nach Bedarf entstehen Schulen und Kindergärten oder Büro- und Gewerbebauten – und nun auch mehrgeschossige Wohnhäuser in Holzbauweise.

Bauen im Bestand

Neben dem Neubau stehen wir vor einer großen Aufgabe im Gebäudebestand. Besonders die Bauten von vor 1990 weisen erheblichen Modernisierungsbedarf auf. Mittlerweile sind bereits über 60 Prozent der Projekte in Deutschland dem Bauen im Bestand zuzuordnen. Erweiterungen, Aufstockungen oder die Schließung von Baulücken sind wieder gefragt.

Die Altbausubstanz in unseren Städten ist wertvoll. Und hier kommt der Baustoff Holz ins Spiel. Beim Bauen in vorhandenen Gebäudestrukturen erweisen sich vorgefertigte Bauteile für Wand, Decke und Dach als ideal, um mit Mobilkränen in unzugängliche Bereiche bewegt und schnell montiert zu werden. Auch Aufstockungen auf Flachdächern lassen sich oft nur in Holzbauweise realisieren, da der Bestand nicht für weitere große Belastungen ausgelegt ist. Kurze Bauzeiten und eine geringe Störung der Anwohner waren schon immer ein Faktor, der beim Bauen im Bestand eine besondere Rolle spielte.

Holzbau-Manufakturen ebnen den Weg

Unsere Nachbarländer, allen voran die Schweiz, setzen bereits seit knapp 20 Jahren auf die Vorteile des Naturbaustoffs im mehrgeschossigen Holzhausbau. In Deutschland etabliert sich auf diesem Markt ZimmerMeisterHaus – eine Gruppe von bundesweit etwa 100 Fachbetrieben, die seit über 25 Jahren die Entwicklung des Holzbaus maßgeblich beeinflussen. Die Gruppe stellt sich den hohen Anforderungen an ein Bauwerk aus Holz, da keine zweite Bauweise in Deutschland über eine so gute und flächendeckende Qualitätssicherung und Güteüberwachung wie der moderne Holzbau verfügt.

In Zukunft mehrgeschossig
Die Experten von ZimmerMeisterHaus befassen sich seit fünf Jahren intensiv mit der Weiterentwicklung des mehrgeschossigen Holzhausbaus. Dazu suchten sie die Zusammenarbeit mit Fachleuten aus der Schweiz und profitieren von deren langjährigen Erfahrungen.

Sie entwickelten gemeinsam ein Baukonzept für den Prototyp eines vier- bis fünfgeschossigen Gebäudes, das Mehrfamilienhaus, Verwaltungsgebäude oder Hotel sein kann.

Die Standardisierung entscheidender Details und die Vorfertigung mit trockenen und sauberen Produkten sorgt für eine besondere Qualität.

Die großformatigen Bauteile für Wand, Decke und Dach beinhalten oft schon Fenster, Türen und Installationen, gewährleisten einen hohen energetischen Standard und sorgen für ein angenehmes Innenraumklima.

Die Errichtung der wetterfesten Gebäudehülle für ein 15-Familien-Haus zum Beispiel erfolgt in nur drei Wochen. Diese Art zu bauen verkürzt die Finanzierungszeiträume
erheblich. Die weitreichende Vorfertigung im Holzbau stellt für den Investor einen wichtigen Mehrwert dar.

Für ihn ist es ein großer Unterschied, ob er seine Wohnungen früher als bisher gewohnt vermieten kann oder nicht.

Zwei Stadtvillen für gehobenes Wohnen

Mit dem Wohngebiet am Lettenwald ist im Ulmer Stadtteil Böfingen ein Stadtviertel für 1.300 Einwohner entstanden, das innovative Lösungen für die Entwicklung vergleichbarer Quartiere aufzeigt. Dem zukunftsweisenden Konzept des Neubauareals entsprechen zwei fünfgeschossige Gebäude in Holzbauweise, die oberhalb einer Tiefgarage verbunden sind.

Der aus einem Architekturwettbewerb siegreich hervorgegangene Entwurf bezieht seine Wirkung aus einer klaren modernen Architektursprache in Kombination mit einem überzeugenden ökologischen Ansatz.

Dieser beinhaltetet den Standard „Effizienzhaus 40“, eine dezentrale Lüftung mit Wärmerückgewinnung, Heizung und Warmwasserbereitung mit Fernwärme der Stadt Ulm sowie ergänzend eine Photovoltaik-Anlage auf beiden Dächern für Allgemeinstrom.

Die 20 Wohnungen zwischen 60 und 160 Quadratmetern haben großzügige Grundrisse, raumhohe Fenster und eine exklusive Ausstattung. Alle Geschosse über der Tiefgarage wurden in Holzrahmenbauweise errichtet und untereinander durch Holzbetonverbunddecken getrennt.

Baukonzept ZimmerMeisterHaus

Es ist innovativ: Bis zu fünfgeschossige Holzbauten lassen sich realisieren.

Es ist ein Bau- und Tragwerkskonzept, dessen weitreichende technische und wirtschaftliche Optimierung erhebliche Vorteile für den Bauablauf bringt.

Es verschafft Sicherheit bei Terminen, Kosten und Bauqualität durch hohe Vorfertigung sowie schnelle und leichte Montage.

Es ist anwendbar für individuelle Gebäudeformen bei freien Grundrissen mit überdurchschnittlichen Spannweiten.

Es steht für einen energetisch sehr hohen Standard, also KFW 40, Passivhaus oder Plusenergiehaus.

Und es bringt neue Lebensqualität in den Wohnungsbau. Das Holz bleibt an den Decken nicht nur sichtbar, sondern ist für den Bewohner deutlich spürbar.

Die Holzbau-Manufakturen von ZimmerMeister-Haus stellen hohe Ansprüche an ihr Baukonzept. Sie optimierten nicht nur die technischen Holzbaudetails für die Ausführung, sondern suchten nach bestmöglichen Lösungen für insgesamt nachhaltige Gebäude, um auch bei Betrieb und Unterhalt finanziell konkurrenzfähig zu sein. Dazu gehören bauphysikalische Aspekte des Brand-, Schall- und Wärmeschutzes wie auch eine moderne Gebäudetechnik.

Ein kluges statisches Konzept und die Wahl der Baustoffe bilden die Voraussetzung für die Wirtschaftlichkeit des Bauvorhabens. Als Basismodell dient ein viergeschossiges Mehrfamilienhaus mit 16 Wohneinheiten und marktüblichen Grundrissen.

In diesem Segment lassen sich Deckenspannweiten von bis zu sieben Metern und Unterzugspannweiten von bis zu fünf Metern wirtschaftlich realisieren. Das Gebäude wird in Mischbauweise errichtet.

Tiefgarage, Treppenhäuser und Aufzugsschächte bestehen aus Stahlbeton und dienen der Aussteifung. Dort, wo sich Menschen aufhalten, beginnt der Holzbau.

Außen- und Innenwände bestehen aus Holzrahmenbau-Wandelementen, die Decken lassen sich im Holzbetonverbund oder als Brettsperrholzdecke mit Splitschüttung herstellen. Holz und Beton im Verbund ist von großem Nutzen für den Holzbau. Diese Konstruktion ist schnell umsetzbar und wirtschaftlich. Zusätzlich gewährleistet sie einen erhöhten Brand- und Schallschutz.

Planungsablauf

Das Baukonzept funktioniert als standardisiertes System und bleibt dennoch anpassungsfähig. Der Baustoff Holz lebt wie kein anderer von der Planung. Dabei ist ein gutes Zusammenspiel von Architekt, Fachplaner und Holzbaubetrieb unerlässlich. Der Fachplaner – zumeist ein erfahrener Holzbauingenieur – verknüpft im Unterschied zum Massivbauingenieur neben der Berechnung des Tragwerks alle Anforderungen aus Brandschutz, Schallschutz und Wärme-/Feuchteschutz mit der Statik zu einem wirtschaftlichen Bausystem.

Die Werkplanung ist elementare Basis für den weiteren Produktions- und Montageablauf: Je detaillierter sie ausfällt, desto schneller und präziser ist die Montage auf der Baustelle. Die am Computer erzeugten Daten für sämtliche Bauteile des Gebäudes sind auch Grundlage für die nachfolgende Produktion der Wand-, Dach- und Deckenbauteile. Alle stab- und plattenförmigen Holzbaustoffe werden mit modernen CNC-Anlagen zugeschnitten und in der geschützten Werkhalle des Holzbaubetriebs zusammengefügt. Dieser holzbauspezifische Ablauf bedarf erfahrener Unternehmen, die diesen komplexen Prozess von der Planung über die Produktion bis zum Transport und der Baustelleneinrichtung verlässlich im Griff hat.

Brandschutz

Entgegen weit verbreiteter Vorstellungen ist das Brandentstehungsrisiko von den verwendeten Konstruktionsbaustoffen eines Gebäudes völlig unabhängig. Auch die Entwicklung des Brandes selbst wird weit mehr von der Einrichtung als von der Bauweise beeinflusst. Dennoch ist Holz ein brennbarer Baustoff. Das ist zunächst nicht tragisch, muss aber berücksichtigt werden.

Das Baukonzept von ZimmerMeisterHaus sieht vor, dass Tiefgarage, Treppenhäuser und Aufzugsschächte in Stahlbetonbauweise ausgeführt werden. Das Erdgeschoss bis zum Dachgeschoss wird in Holztafelbauweise und die Wohnungstrenndecken als Holzbetonverbund errichtet. In fast allen Landesbauordnungen wird es somit in die Gebäudeklasse 4 eingestuft.

Wichtiger Bestandteil der Genehmigungsplanung ist ein Brandschutzkonzept, das als Nachweis der Sicherheit dient. Die Behörde prüft die Fachplanung und entscheidet über ihre Zulässigkeit bei eventuellen Abweichungen von den jeweiligen Landesbauordnungen. Grundlage eines Brandschutzkonzeptes ist neben der Landesbauordnung die Musterbauordnung (MBO) sowie die Muster-Richtlinie über brandschutztechnische Anforderungen an hochfeuerhemmende Bauteile in Holzbauweise (M-HFHHolzR).

Schallschutz

Der Schallschutz ist ein sensibles Gebiet und wird deshalb sehr ernst genommen. Der deutsche Gesetzgeber gibt im Gegensatz zum Brandschutz leider keine definitiven Grenzwerte an, es werden „nur“ Empfehlungen ausgesprochen.

Um eventuellen Schäden vorzubeugen, werden bei mehrgeschossigen Holzbauten unter Beachtung der wirtschaftlichen Möglichkeiten die maximalen Schalldämmwerte der einzelnen Bauteile verfolgt. Die hauptsächlich für den Schall maßgebenden Bauteile sind die Wohnungstrenndecke sowie die Wohnungstrennwand.

Das Baukonzept von immerMeisterHaus beinhaltet Wand- und Deckenaufbauten, die sich bautechnisch bewährt haben und die erhöhten Anforderungen nach DIN 4109 „Schallschutz im Holzbau“ erfüllen.

Das Baukonzept von ZimmerMeisterHaus sieht den Einsatz von Holz-Beton-Verbunddecken mit einem Aufbau aus Estrich und Trittschalldämmung vor. Diese Hybridkonstruktion zeichnet sich nicht nur durch gute Eigenschaften beim Schallschutz aus, sondern ermöglicht auch größere freie Spannweiten durch ihre erhöhte Tragfähigkeit und Steifigkeit.